Liebesmystik |
Ich bin immer bei dir
(Vision des Mongolen Mongke)
Durch Ewigkeiten bin ich deine Begleiterin
als deine himmlische Mutter Tara,
als deine Beschützerin Phurba,
auch deine Geliebte bin ich.
Wo immer dein Herz ist, bin auch ich.
Wenn Augen in Liebe erglänzen,
so sind es auch meine Augen.
Wenn ein Mund lächelt,
so ist es auch mein Mund.
Wenn eine Hand zärtlich ist,
so ist es auch meine Hand.
Du suchst mich in deinem Sehnen,
blicke um dich, ich bin überall.
Du trauerst um deine Geliebte,
sieh mich an, sie lebt in mir.
Aus „Eine Kette aus roten Perlen“, gratis ebook von A. Ballabene
Im Laufe der Jahre verlor sich bei mir allmählich das technisch-methodische System von Yogaübungen und Meditationen und wich einem unmittelbaren Erleben. Früher waren es teils komplizierte Übungen, die ich durchführte. Jetzt liegt die Tiefe im einfachen Schauen. Wenn ich meinen jetzigen Yoga anderen schildere, erscheint ihnen dieser sehr alltäglich, ja, zu alltäglich und ohne dem Nimbus des Geheimnisvollen. Mit einem Wort, diese Art des Yoga, wie ich ihn lebe, hat für sie wenig Attraktion. Tiefer betrachtet haben jene Menschen Unrecht, denn durch die bedingungslose Liebe öffnen sich geheimnisvolle transzendente Pforten, die diesen Weg sehr kompliziert machen können und dem Menschen viel Wissen und inneres Gespür abverlangen. Dieses tiefere Stadium, in dem Jenseitiges sich mit Irdischem vermischt, nenne ich Maha Yoga.
Was soll der Yoga im Alltag, denken viele. Yoga ist ein geheimnisvolles System. Auch diese Meinung stimmt, nur ist Erleuchtung dann ein kurzes Eintauchen im Zustand einer Trance. Meine Begegnungen mit dem Göttlichen sind sanft, weniger tief, dafür jedoch mehr oder weniger ständig. Es ist eine Lebensart und Verklärung, die viele auch ohne spezielle Yogaübungen leben - das freut mich, denn es zeigt, dass viele von der Liebe geleitet werden und einem inneren Ruf folgen. Diese Menschen bemühen sich nicht darum, um durch Geheimübungen zu Übermenschen zu werden, sondern sie bleiben schlicht und hören einfach auf ihr Herz. Leider ist es so, dass viele von ihnen sich ängstigen, wenn sie der Transzendenz begegnen - weil sie nie von anderen gehört haben, dass es so etwas gibt und weil sie nicht wissen, was sie erwartet.
Es gibt auf dem Weg der mystischen Liebe noch einen Aspekt, der wenig angesprochen wird, nämlich den Aspekt der Erotik. Ich meine hiermit nicht den Neo-Tantrismus. Die Gefühlslage des Neotantrismus ist völlig anders. Eine spirituelle Erotik hilft in tiefe Zustände einzutauchen, die das Leben erfüllend und glücklich machen. Leider ist dies ein "verpönter" Weg. Verpönt deshalb, weil Erotik meist in den Religionen ausgeklammert wird und die Religionen damit nicht zurecht kommen. Erotik ist jedoch ein tiefer menschlicher Wesenszug. Man kann sagen es umfasst auf dem Gefühlssektor den halben Menschen. Wenn wir die erotische Liebesfähigkeit ausklammern, so sind wir gleichsam halbe und geteilte Menschen die zu Gott streben. Wie wollen wir als halbe Menschen vollkommen sein?
Yogini zu Shiva
Der Wind, der Dein Atem ist,
streichelt mein Gesicht;
meine Haut spürt Deine Wärme
im hellen Sonnenlicht.
All Deiner Blumen sanfte Düfte
trage ich mit mir,
All Deine stille Liebe teile ich mit Dir.
Deine stille Liebe trag´ ich mit mir fort,
sie segnet alle Wege,
sie erleuchtet jeden Ort.
Meine kleinen Liebesfunken
möchte ich Dir schenken.
Auf all meinen Pfaden
werd´ ich in Liebe an Dich denken.
Was immer ich auch sehe,
möcht´ ich mit meinem Herzen sehen,
denn nur in tiefer Liebe
kann ich Deine Welt verstehen.
(eine Yogini)
Shiva zu seiner Yogini
In meinen Armen
fürchte nicht die Welt;
fürchte nicht die Sterblichkeit.
In meinen Armen
liegt dein Zuhause.
Der Weg der Liebe ist scheinbar ein einfacher Weg, zumindest glauben das viele. So weit ich bislang sehen konnte, gelingt die Liebesmystik nur den Wenigsten, denn es sind die vielen Wünsche und Egoismen der Menschen, die eine offene Liebe verhindern. Wünsche und Egoismen abzulegen ist jedoch sehr schwer – somit ist der Weg der Liebe ein schwerer Weg.
Hier noch einige Worte einer indischen Mystikerin. Sie sagt darin, was sie von komplizierten Yogatechniken hält. Vorweg, ich halte die Yogatechniken allesamt für sehr gut; sie sind eine große Hilfe. Die Krönung des spirituellen Weges ist jedoch die Liebe zu einer Gottheit und die direkte Hilfe einer Gottheit. Dazu ist eine Kommunikation zwischen Gottheit und Mensch nötig – sie ist möglich.
Ein Lied von Mira Bai (frei aus dem Englischen übersetzt):
Oh meine Seele,
verehre die Lotos Füße des Einen und Unvergänglichen!
Alles andere, das du zwischen Himmel und Erde sehen mögest
- es ist vergänglich.
Wozu Fasten und Pilgerfahrten?
Wozu sich in philosophischen Disputen erhitzen?
Wozu in Benares seinen Körper opfern?
Lege nicht zu viel Wert auf den Körper,
bald wird er sich in Staub auflösen.
Dieses Leben ist wie ein kurzer funkelnder Sonnenstrahl,
der verlöscht mit Anbruch der Nacht.
Wozu ein ockerfarbenes Gewand tragen,
und das Heim als Sanyasini zu verlassen?
Jene, welche das Äußere als Yogi betonen,
jedoch nicht zu den Geheimnissen vordringen,
werden sich abermals in der Wiedergeburt finden.
Miras göttlicher Lord ist der zuvorkommende Giridhara,
der voller Hingabe die Knoten ihres Herzens löst.
(Mira Bai)
Ein kurzer Hinweis zu den Seiten noch: Ich werde mich hier nicht bemühen ein System zu bringen. Ein intellektuelles System widerspricht wahrscheinlich auch der Natur der Liebe. Statt dessen will ich mir erlauben diverse Seiten aus meinen unveröffentlichten Büchern zu bringen. Es wird dies voraussichtlich ein chaotisches Durcheinander sein, ich hoffe aber geeignet genug, um eine Stimmung hinüber zu bringen.
Sieh den Regenbogen,
er ist die Brücke zu den Göttern.
Kein schwerer Fuß kann ihn betreten,
er ist der Weg des Herzens.
Aus „Eine Kette aus roten Perlen“, gratis ebook von A. Ballabene