Der Sinn des Lebens © copyright Alfred Ballabene, Wien, |
Durch deine Augen schaue ich die Erde,
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Durch deine Augen schaue ich die Erde -
Aus: "Ephides", Kapitel "Zwiesprache mit Verstorbenen",
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Aus: Ballabene, „Der Tod und sein Lehrling,
Solaris Verlag, Wien, 2008, ISBN 978-3-901975-37-0
Die Gegenwart von Gevatter Tod wurde fühlbar dichter und Vayu stellte eine Frage:
„Was ist der Sinn des Lebens?“
„Bewährung und Liebe zu entwickeln.“
„Ich dachte, wir leben um zu lernen?“
„Nein, lernen kannst du auch im Jenseits, dazu musst Du nicht in diese dichte Welt hinein geboren werden.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen. Es muss also einen anderen Sinn haben, weshalb wir einen irdischen Körper annehmen müssen. Nun, dann um schlechtes Karma abzutragen, aus Fehlern zu lernen und besser zu werden?“
„Ja, das mag gelten. Das ist ein sehr schmerzhafter Prozess und gilt für die meisten Menschen. Es verliert jedoch an Bedeutung für jene, die auf dem spirituellen Weg sind. Für jene Menschen gilt es sich zu bewähren.“
„Den Prozess der inneren Formung durch Karma glaube ich zu verstehen. Auch warum sich die Menschen verkörpern müssen. Hier auf Erden sind alle blind. Niemand erahnt die Folgen des Handelns. Es heißt: Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Das gilt in gewisser Weise für alle Menschen. Sie werden durch ihre irdischen Körper mit Blindheit geschlagen und leben dadurch entsprechend ihrem Naturell. Gut zu sein, aus reiner Spekulation heraus ist wenig wert. Dahinter wäre keine Bewährung. Ist der Mensch blind, zeigt sich sein wahrer Kern. Es ergibt sich die Frage: Ist der Mensch auch dann gut? Ist er es, aller Widrigkeiten zum Trotz, so hat er sich bewährt. Das meinst du doch sicherlich mit Bewährung?.“
„Ja, es stimmt, was du sagst. Ich habe jedoch etwas anderes gemeint, eine höhere Bewährung. Sie gilt für jene, die sich aufgemacht haben einen spirituellen Weg zu gehen.“
Interessiert lauschte Vayu nach innen, in der Hoffnung auf genauere Erklärung. Es blieb aber still. Vayu grübelte weiter:
„Das Karma zu bewältigen soll eine kleine Bewährung sein, wo es doch eines der schwierigsten Dinge ist in dieser Welt gut zu bleiben?“ Es drängte ihn nach der Beantwortung der Frage, was wohl die große Bewährung sein könnte, dennoch schwieg er und stellte die Frage nicht. Gevatter Tod aber hörte dennoch den Wunsch.
„Die große Bewährung wird bestanden, wenn die Sehnsucht nach dem Göttlichen größer ist als alle irdischen Wünsche.“
„Und wenn ein Mensch die große Bewährung bestanden hat, dann ist er würdig zur Erleuchtung?“
„Leg nicht zu viel Wert auf Erleuchtung. Die Menschen gieren zu sehr danach, machen ein Statussymbol daraus. Was ist die Erleuchtung wert ohne Liebe, ohne Opferbereitschaft, ohne Weisheit? Erleuchtung kann keine Lebenserfahrung ersetzen und keine aus dem Schicksal erwachsenen Tugenden!“
„Wie steht es mit Fähigkeiten? Es heißt doch: zugleich mit dem inneren Fortschritt wachsen auch die Fähigkeiten des Menschen. Unzählige Übungen gibt es, um Licht, Kraft und Fähigkeiten zu stärken.“
„Wer erwirbt Fähigkeiten? Das Ego des verkörperten Menschen oder das ewige, göttliche Allbewusstsein, das durch seine unsterbliche Seele wirkt?“
„Hmm, ja, es ist der irdische Mensch, der Fähigkeiten erlangt. Die Fähigkeiten helfen ihm sich dem göttlichen Allbewusstsein zu nähern.“
„Der irdische Mensch soll dem göttlichen Allbewusstsein dienen, nicht es erobern! Immer wieder behält der Mensch sein Ego als zentrales Interesse. Viele machen sich nicht aus Sehnsucht auf den spirituellen Weg, sondern um einen Status zu erlangen, um möglichst oben zu sein. Immer wieder ist es dasselbe Spiel, ob im Beruf, in der Gesellschaft oder auf dem spirituellen Weg. Nein, erst wenn sich der Mensch als Teil sieht und nicht sich selbst im Zentrum, erst dann ist der Mensch im Gleichgewicht.“